Circumcision bei Männern vermindert HIV-Infektionsrisiko

Die Beschneidung des Mannes als Präventionsmethode zur Verhinderung einer HIV-Infektion anzupreisen, mag vielleicht auf den ersten Blick etwas verwegen tönen. Doch nun bestätigen zwei weitere Studien die Wirksamkeit dieser relativ einfachen Methode. 

Es stimmt also tatsächlich: Was bereits aufgrund epidemiolgischer Studien (s. Artikel 2004) und einer Untersuchung in Südafrika (Auvert et al.) in den Jahren 2002-2004 postuliert worden war, bestätigt sich jetzt bei der Auswertung zweier Studien aus Uganda (Gray et al.) und Kenia (Bailey et al.). Durch eine Beschneidung des Mannes kann das Risiko einer HIV-Infektion von Frau zu Mann um etwas mehr als 50% reduziert werden.

In der Ausgabe des Lancet vom 24. Februar 2007 wurden zwei unabhängige Studien bezüglich HIV-Infektionsrisiko bei beschnittenen Männern aus Kenia bzw. Uganda publiziert. Bereits vor vier Jahren war in Südafrika eine ähnliche Untersuchung durchgeführt worden, wobei sich ein um 60% vermindertes Risiko bei beschnittenen Männern gezeigt hatte. Wie die Studie in Südafrika mussten jetzt auch die beiden Trials in Uganda und Kenia aus ethischen Gründen vorzeitig abgebrochen werden, da sich auch hier ein deutlich um 51% (Uganda) bzw. 53% (Kenia) vermindertes Infektionsrisiko zeigte. Die beiden aktuellen Untersuchungen wurden durchgeführt, da es bei der Studie aus Südafrika einige Unklarheiten bezüglich Randomisierung der Kandidaten, den sog. Baseline-Kriterien sowie einem möglichen "selection bias" gegeben hatte. In allen drei Trials wurden "beschneidungswillige" HIV-negative Männer nach dCicumcision.jpgem Zufallsprinzip in zwei Gruppen unterteilt: Die Hälfte der Kandidaten wurde sofort beschnitten, die andere Hälfte erst nach zwei Jahren. Im Rahmen von Verlaufsuntersuchungen wurde dann der HIV-Infektionstatus erneut erhoben, wobei sich die oben erwähnten Resultate zeigten.

Aufgrund der Daten aus Südafrika sowie epidemiologischer Modelle wurden zudem Berechnungen bezüglich dem Langzeiteffekt von "grossflächigen" Beschneidungen durchgeführt. So zeigte sich, dass über die nächsten zehn Jahre ca. 2 Millionen Neuinfektionen und 300’000 Todesfälle verhindert werden könnten. Finanziell ergäben sich Einsparungen von 2.4Mio US-Dollar pro 1’000 Beschneidungen.

Insgesamt also vielversprechende Erkenntnisse. Doch wie sollen diese nun umgesetzt werden? Es gibt noch einige Probleme, die gelöst werden müssen. Als erstes stellt sich natürlich die Frage, wie u.a. unter Berücksichtigung von religiösen und kulturellen Unterschieden eine möglichst hohe Beschneidungsquote erreicht werden kann. Nicht zu vergessen ist zudem die Tatsache, dass eine Beschneidung keinesfalls zu 100% vor einer Infektion schützt, so dass weiterhin gute Präventionsstrategien erfolgen müssen. Zudem fehlt noch immer eine gute Präventionsmassnahme für Frauen, die sich aus irgendwelchen Gründen nicht mittels Kondom schützen können. Erste klinische Untersuchungen mit vaginal applizierten antimikrobiellen Substanzen laufen zwar, mit einer Einführung ist jedoch erst in ca. 3-6 Jahren zu rechnen.

Zusammenfassend kann also eine konsequente "Beschneidungspolitik" stark zur HIV-Prävention beitragen, ist aber selbstverständlich nicht die Lösung aller Probleme.

Quelle: The Lancet, 24.2.2007, (Editorial, Commentary, Viewpoint, 2 Artikel von Gray et al. und Bailey et al.)

Nachtrag: In einem Kommentar im BMJ vom 10.3.07 warnt Peter Moszynski davor, dass eine unhygienische Durchführung von Circumcision auch das Risiko einer HIV-Transmission erhöhen könnte. Selbstverständlich wird es wichtig sein, dass die Intervention unter sterilen Bedingungen stattfindet, so wie sie in den Studien durchgeführt wurde.