LDL-Rezeptor schleusst auch Hepatitis C-Virus in die Zelle

Jedes Virus braucht eine Eintrittspforte um überhaupt in seine Zielzelle zu gelangen. Nur für die wenigsten Viren sind die für das Andocken des Virus an die Zelle notwendigen Oberflächenproteine auf der Zelle bekannt. Der Rezeptor für HCV scheint nun auch entdeckt zu sein.

Interessanterweise war HIV das erste Virus, für welches wir den zellulären Rezeptor identifizieren konnten. Die Kenntnis dieses Andockungsmechanismus an das CD4 Molekül und des nachfolgenden Fusionsprozesses mit dem CCR5-Rezeptor war für die Entwicklung neuer Therapieformen für HIV wegweisend.

Nun hat eine Gruppe aus Dijon weitere Inidzien zusammengetragen, welche es insgesamt wahrscheinlich machen, dass das HCV-Virus über den LDL-Repzeptor in die Zelle eindringt.

Die Autoren haben im Wesentlichen die Viruskonzentration im Blut von unbehandelten Personen mit HCV korreliert mit der Dichte der LDL-Rezeptoren auf den Makrophagen. LDL-Rezeptoren sind Eiweisse auf der Zelloberfläche, welche die Lipoproteine in die Zelle aufnehmen. Die Autoren haben frühere Arbeiten bestätigt, wonach die Dichte der LDL-Rezeptoren auf den Monozyten mit dem Cholesterinspiegel im Blut korrelieren. Dann haben sie auch die Korrelation mit der HCV-Konzentratin gezeigt. Schon vor 5 Jahren haben Andre et al gezeigt, dass eine Aufregulation (erhöhung der Anzahl) von LDL-Rezeptoren an der Zelloberfläche zur erhähten Aufnahme von HCV-Viren in der Zelle führt (Andre, J Virol, 2002).

Auch wenn nicht sicher ist, dass LDL-Rezeptor das einzige Molekül ist, welches an der Aufnahme von HCV in die Zelle beteiligt ist, so sind die Resultate doch wichtig für die Therapie. Wir wissen nämlich, dass Interferon die LDL-Rezeptoren auf den Hepatozyten (und Monocyten) reduziert (Agnello PNAS, 1999). Dies passt auch zur Beobachtung, dass Patienten mit höheren Cholesterin und LDL Werten ein besseres Ansprechen auf die HCV-Therapie haben. Denn diese Patienten haben auf ihren Hepatozyten eine geringere Konzentration von LDL-Rezeptoren. Daher können sie weniger LDL-verarbeiten, sind aber auch einfacher durch die Interferonwirkung zu beieinflussen. Womit einmal mehr gezeigt ist, in wie vielen Aspekten in der Medizin die genetische Grundlage eine entscheidende Rolle spielt.

Quelle: Petit JM, Am J Physiol Endocrinol Metab 293: E416-E420, 2007