Mortalitäsdaten zur pandemischen Influenza A(H1N1) im Kindesalter

In einer Fallserie veröffentlich das CDC die Daten von bisher 36 Todesfällen in der USA im Kindesalter (<18 Jahre). Alle verstorbenen Kinder waren A(H1N1) positiv (RT-PCR). Gesamthaft (alle Alter) hat das CDC bis Anfang August 477 Todesfälle erfasst. Die Angaben sind interessant, beantworten aber nicht alle offenen Fragen.

Welche Risikofaktoren für einen schweren Verlauf gibt es im Kindesalter?
Als Risikofaktoren gelten Alter <5 Jahre und Grunderkrankung. Von den 36 Todefällen waren knapp 20% <5 Jahre (N=7), 2/3 hatten eine Grunderkrankung, davon 92% (!) eine neurologischer Entwicklungsstörung (z.B. Cerebralparese). Lag kein medizinisches Risiko vor, wurde häufig eine invasive bakterielle (Super)Infektion (meist Staphylokokken, Streptokokken) nachgewiesen. Diese Beobachtung ist bekannt aus den grossen Influenzapandemien der Vergangenheit. Bei allen >5 jährigen Kindern ohne Risikofaktoren (N=6) war dies der Fall!

Hat die Therapie mit Oseltamivir einen Einfluss auf die Mortalität?
Hierzu sind die Daten sicherlich ungenügend aussagekräftig. Die wenigsten Kinder erhielten Tamiflu während den ersten 48h (N=4). Insgesamt wurden nur 19 Kinder mit Tamiflu(R) behandelt. Das mag ein erster Hinweis auf den Benefit einer Therapie sein.

Ist die Mortalität höher als diejenige der saisonaler Influenza?
Die Mortalität zeigte sich im Vergleich mit der jährlichen saisonalen Influenza für die Altersgruppe der <5jährigen Kinder als geringer. Eine genaue Angabe der Mortalität ist bei der weiterhin sehr ungenauen Inzidenzzahl nicht möglich. Die Daten sind trotz der weiterhin grossen Fragezeichen wichtige Puzzlesteine, um in der aktuellen Situation ein besseres Bild zu erhalten.

 

 

Insgesamt erscheint die Mortalität im Kindesalter geringer als diejeniger der saisonalen Influenza. Das ist sehr erfreulich. Dennoch bleibt festzuhalten, dass leider auch Kinder ohne Risikofaktoren sterben. Auffällig und in diesem Ausmass unerwartet erscheint der hohe Anteil verstorbener Kinder mit neurologischen Entwicklungsstörungen.

Ziel aller Massnahmen in Zeiten der pandemischen Influenza A(H1N1) sollte es weiterhin sein, auch Kinder mit Risikofaktoren vor einer Infektion zu schützen bis eine wirksame Impfung verfügbar ist.